prolog
Du kannst mich nicht sehen,
und doch bin ich da.
Ein wenig neben dir,
ein wenig hinter dir.
Immer bei dir.
Ich bin der Wolf in dir
Lehne dich zurück, lausche deinem Herz.
Spüre mich und lass mich atmen, leben…den Wind spüren.
Werde eins mit mir…
Im tiefen Wintertal glitzerte der Schnee strahlend weiß, doch die Ruhe der Farbe wurde durch dunkle Spuren des Blutes gestört. Hier und da mal weiß, doch eigentlich ging es immer weiter und weiter ohne dass die rote Spur beendet wurde.
Aber sie war nicht alleine, eine zweite größere begleitete sie. Das Ende der Spur führte zu zwei gegensätzlichen Gestalten. Eine weiß….die andere schwarz…die eine klein…die andere groß.
Vom näheren kamen Einzelheiten zum Vorschein. Reißzähne, die scharf genug waren, um ein Genick durchzubeißen. Klauen, die stark genug waren, um ihre Beute brutal niederzureißen. Und Augen..so geheimnisvoll und so rein..so unschuldig und doch voller Gefühle.
Was könnten sie nur sein? Diese Augen konnten nur die eines einzigen Tieres sein…Das sind die Augen eines Wolfes. Diese anmutigen Gestalten trabten langsam in Richtung des großen Sees und die weiße Wölfin blieb immer ein Stück zurück, da ihr Bauch stark verwundet war und blutete ohne aufzuhören. Immer langsamer bewegten sie sich, aber stehen wollten sie anscheinend nicht, denn der größere fing an, die Wölfen regelrecht zu schupsen und diese wehrte sich nicht einmal.
Der kleine Bach, dem sie folgen, war erst schmal und kaum zu erkennen. Nun aber wurde er breiter und langsam war hinten ein Ende zu erkennen. Von weitem eine Pfütze, aber von nahem ein riesiger See, der das Glitzern eines Wolfes in sich trug.
Die Wölfe kamen an….und sie fielen an das rutschige Ufer des Sees. Lautes Atmen war das einzige Geräusch, was zu hören war und…Moment mal, da war doch noch etwas. Es war leise, doch unverkennbar da und es hörte sich so an, als käme es aus der Nähe der Wölfe… Tatsächlich..ein kleines Fellbündel bewegte sich in der Schnauze der Mutter. Es zappelte und war aufgeregt. Es verstand nicht, warum es kalt war oder warum es nicht im Nest lag, doch es bewegte sich und begann, zu schnüffeln und mit ihrer Rute zu wackeln.
Die zwei großen legten sich hin und atmeten langsamer…immer langsamer...bis der Schlaf sie umhüllte und es zu regnen begann. Der Regen wurde immer heftiger und hörte einfach nicht auf. Er weichte die Erde auf und sie wurde feucht und rutschig. Schnelles helles Blitzen erschrak die beiden großen Wölfe und die Wölfin warf ihr Junges an einen Baum.
Durch das Zucken bewegte sich die Erde und zog die Wölfe ins kalte Wasser. Sie fuchtelten herum und versuchten zu schwimmen, aber ihre Kraft versagte allmählich und beide sanken immer wieder unter Wasser, bis sie schließlich nicht mehr hoch kamen.
Das Junge verstand nicht und rief weinen nach seinen Eltern. Immer und immer wieder hallten ihre Namen, doch keine Antwort hallte zurück. Und das Jungs schrie durch den ganzen See….